Grand Theft Auto IV, entwickelt von Rockstar Games, ist zweifellos ein Meisterwerk in der Open-World-Action-Gaming-Welt. Das Spiel bietet eine packende Handlung und hebt sich besonders durch seine vielschichtigen Charaktere hervor.

Positiv herauszuheben sind die Charaktere des Spiels, die mit einer beeindruckenden Tiefe und Realismus geschaffen wurden. Allen voran steht Niko Bellic, der Hauptprotagonist des Spiels. Niko ist kein stereotyper Videospielheld; er ist ein Einwanderer, der nach Liberty City kommt, um den amerikanischen Traum zu leben, aber mit dunklen Geheimnissen aus seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Die emotionale Reise von Niko, seine moralischen Konflikte und seine Beziehungen zu anderen Charakteren machen ihn zu einer der faszinierendsten Figuren in der Gaming-Geschichte.

Die Interaktionen zwischen den Charakteren sind authentisch und gut geschrieben. Die Beziehungen, sei es die komplexe Bindung zu seinem Cousin Roman oder die zwielichtige Verbindung zu Little Jacob, tragen zur Immersion des Spielers bei. Die Entwickler haben es geschafft, den Figuren Persönlichkeit zu verleihen, was die Spielerbindung vertieft und die Handlung vorantreibt. Auch wenn einige Charaktere, allen voran der homosexuelle Florian/Bernie, sehr stark überzeichnet sind, so driftet es doch nie ins Lächerliche ab.

Leider leidet GTA IV unter einem gewissen Mangel an Abwechslung im Missionsdesign. Während die Handlung packend ist, können die Missionen selbst repetitiv wirken. Oftmals führen sie zu ähnlichen Schießereien und Verfolgungsjagden, was nach einer Weile die Begeisterung trüben kann. Ein breiteres Spektrum an Missionstypen hätte dem Spiel sicherlich gutgetan und die Spielerfahrung abwechslungsreicher gestaltet. Die einzige Misdion, die mir nach Ende wirklich im Gedächtnis geblieben ist, handelt von der Entführung der Tochter eines Mafiabosses. Hier muss man sich nicht in einer wilden Schießerei den Weg freikämpfen, was nach ca. 2/3 aller Hauptmissionen wirklich eine Wohltat war.

Ein weiterer Aspekt, der mir negativ aufgefallen ist, sind die ständigen Anrufe auf Nikos Handy. Einerseits verleihen sie dem Spiel eine gewisse Realität und Dynamik, indem sie den Spieler mit verschiedenen Aktivitäten und sozialen Interaktionen konfrontieren. Andererseits stören diese Anrufe - teilweise sogar innerhalb einer Mission - doch erheblich. Bestes Beispiel ist das "Date" mit French Tom. Diese Mission hatte ich nur kurz angefangen und die erforderliche E-Mail geschrieben. Während des gesamten Spiels hat mich Roman nun ständig daran erinnert, dass ich ja noch das Date wahrnehmen soll. Höhepunkt war nach Abschluss der letzten Mission: 4 SMS kamen kurz nacheinander an.
Zu guter Letzt ist die Kamera für meinen Geschmack ständig viel zu niedrig hinter dem Fahrzeug platziert. Vor allem, wenn man bergauf fährt, kann man überhaupt nicht mehr sehen, was vor dem Wagen passiert.

Die "Complete Edition" beinhaltet die beiden DLC "The Lost and Damned" und "The Ballad of Gay Tony". In ersterem übernimmt man die Rolle des Bikers Johnny Klebitz, dem Niko während des Spiels ein paar Mal über den Weg läuft. Zwei der Missionen spielt man sogar erneut, diesmal eben aus Sicht von Johnny. Auch die Entführung von Roman muss man übernehmen, um einer Freundin der Gang (Ashley, auch sie trifft man im Hauptspiel) aus der Patsche zu helfen.

Die visuelle Darstellung von Liberty City ist beeindruckend. Die detaillierte Umgebung und die realistische Atmosphäre tragen dazu bei, die Spieler in die Welt des Verbrechens und der Korruption einzutauchen. Die grafische Gestaltung ist auch heute noch beachtlich, obwohl das Spiel bereits einige Jahre auf dem Buckel hat.

Insgesamt fällt auf, dass das Spiel sehr düster gehalten ist. Das macht sich nicht nur durch eher dunkle Farben bemerkbar, auch die Häuser in den Nachbarschaften sind teils sehr runtergekommen und wirken nicht gerade einladend. Das passt perfekt zum - verglichen mit den Vorgängern - sehr ernstem Setting des Spiels. Auch "The Lost and Damned" schlägt in diese Kerbe.

Musikalisch gibt es auch nichts auszusetzen. Wie schon von den anderen Spielen gewohnt kommt die Musik aus dem Autoradio, es gibt mehrere Sender aus denen man wählen kann. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Zusammenfassend bietet GTA IV eine fesselnde Handlung und unvergessliche Charaktere, die das Spiel zu einem herausragenden Titel in der Videospielgeschichte machen. Trotzdem könnte das Missionsdesign mehr Vielfalt vertragen, und die ständigen Anrufe bzw. SMS auf dem Handy könnten besser in das Spielerlebnis integriert werden. Dennoch ist Grand Theft Auto IV zweifellos ein Klassiker, der sowohl für Fans der Serie als auch für Neueinsteiger empfehlenswert ist.

Fazit: Gutes Spiel mit einigen nervigen Designentscheidungen<<<<<
Bewertung: ★★★★★
Durchgespielt: Ja

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